Amazonien: Dürreperioden
Harol Rincón Ipuchima, COICA
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Harol Rincón Ipuchima, Koordinator für Klimawandel und Biodiversität der COICA (Dachverband der indigenen Organisationen des Amazonasbeckens) und stellvertretender Vorsitzender des Klima-Bündnis:
„Neben außergewöhnlichen Regenfällen in einigen Regionen suchten mehr „Jahrhundertdürren“ das Amazonasgebiet heim, so 2005 und 2010. Ganze Flüsse trockneten komplett aus, wodurch die dort lebenden Menschen aus ihren Gemeinden nicht herauskamen und vom Militär versorgt werden mussten. Millionen von Bäumen starben ab, Waldbrände nahmen zu. Neben der Ausbeutung der Bodenschätze, illegalem Holzeinschlag, der Ausweitung der Agrarwirtschaft und großen Infrastrukturprojekten ist der Klimawandel für uns eine neue zusätzliche Gefahr: Wir, die indigenen Völker Amazoniens, schützen den Regenwald seit jeher als unsere Lebensgrundlage.“
Wissenschaftlicher Hintergrund
Beobachtungen in Amazonien durch Satelliten und vor Ort haben während den jüngsten Dürren mehr absterbende Bäume und Waldbrände gezeigt. Über 70 Mio. Hektar Wald in Westamazonien litten während der Trockenzeit in 2010 unter starkem Wassermangel und einer damit einhergehenden Verringerung des Blätterdaches und der Feuchtigkeit, die bis zur nächsten Dürreperiode 2015 anhielt. Eine einzige Dürreperiode kann die Kohlenstoff-Absorption des Waldes über Jahre nach der Regenzeit reduzieren.
Durch die gegenwärtigen Raten der Walddegradation und Entwaldung nähert sich Amazonien einem Kipp-Punkt, bei dem sich Regenwälder zu saisonalen Wäldern oder sogar Savannen wandeln und aus Kohlenstoffsenken zu Kohlenstoffquellen werden. Seit den Dürrejahren verliert das Amazonasbecken jährlich 270 Millionen Tonnen CO2, ohne Anzeichen die Funktion als Kohlenstoffquelle in vollem Ausmaß wiederzuerlangen.

Der Regenwald ist ein gewaltiger Kohlenstoffspeicher: ein durchschnittlicher Hektar Regenwald bindet jährlich rund 5 — 20 t Kohlendioxid aus der Atmosphäre und beherbergt in seiner Biomasse ständig rund 250 t Kohlenstoff. Dort, wo die Indigenen ihre Landrechte gesichert haben, ist der Regenwald am besten erhalten. Damit leisten sie einen überragenden Beitrag zum Klimaschutz.