Niger

Die Krise der Viehzucht

Jobari Mokao, ein betroffener nomadischer Hirte

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Tiere, die unter Futtermangel leiden und Gewicht und Wert verloren haben

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Mein Name ist Jobari MOKAO aus dem Dorf Bermo im Norden von Dakoro in den Weidegründen der Maradi Region von Niger. Seit mehr als zehn Jahren folgt ein Dürrejahr dem nächsten. Die Folgen: Degradation unserer Weidegründe sowie Futter- und Wassermangel; dies alles führt zu wiederholten Krisen in der Viehzucht.

In den Jahren der Krisen können die Verluste an Vieh von 30 % bis 100 % ansteigen. Die stärksten Tiere überleben, verlieren aber über ein Drittel ihres Gewichtes und über 90 % ihres Wertes. So bekam man in der Krise von 2010 für ein Tier mit einem Wert von 250.000 Franc CFA in unserer Gegend mal gerade 10.000 F. Schlimmer noch — bei Tieren, die während der ganzen Trockenzeit gelitten haben, rafft oft der thermische Schock der ersten Regenfälle den letzten Rest ihrer Widerstandskräfte dahin.

Wissenschaftlicher Hintergrund

In Niger wiederholen sich seit einem Jahrzehnt die Nahrungskrisen, weil das Muster der Regenfälle durcheinandergeraten ist: Dürre, ungleiche Verteilung der Niederschläge nach Regionen und Perioden, kurze Winterzeit, Überschwemmungen etc.

Die Krise von 2011/2012 war gekennzeichnet durch eine Situation der Nahrungsunsicherheit für 5,5 Mio. Menschen, über ein Drittel der Bevölkerung. Die Hälfte des nötigen Futters für den Viehbestand fehlte. Schon 2010 hatte eine Krise der Viehzucht zum Tod von fast 5 Mio. Tieren geführt — einem Viertel des Bestands. Die ärmsten Haushalte verloren an die 90 % ihres Viehs und damit ihrer Existenzgrundlagen. Die jüngsten sich wiederholenden Krisen haben katastrophale Folgen für das Leben der Gemeinschaften in der Viehzuchtregion im Norden von Dakoro in der Region von Maradi in Niger.

Degradation der Umwelt

Finda Lompo, 74 Jahre

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Verlust der Vegetationsdecke in der Region Tillabéri

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Ich heiße Finda LOMPO, wurde um 1946 in Niaktiré in der Gemeinde Makalondi in der Region von Tillabéri in Niger geboren.

Der Wald hat seine Seele verloren. Einst war er voll von Gummiarabikum und wilden Früchten von unschätzbarem Wert für die Bevölkerung. Heute ist das alles weg. Schlimmer noch: die Heilpflanzen, die wir nutzen, sind nicht mehr da. Das bringt uns Frauen ist eine hoffnungslose Lage, denn mit ihnen ist unser Einkommen dahin. Der Wald verschwindet, und wir appellieren, ihn zu retten.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Starkregen, Überschwemmungen, plötzliche Hochwasser und weniger Niederschläge — all diese Erscheinungen des Klimawandels verursachen den Artenverlust bei Bäumen und Kräutern und damit eine Degradation des Ökosystems.

Im Niger verschwinden jedes Jahr an die 100.000 bis 120.000 Hektar Waldfläche. Der Rückgang des Waldbestands zwingt ein Viertel der Bevölkerung und ihr Vieh, auf degradiertem Land zu leben mit einer entsprechenden Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen; so ist dies der Fall in der Gemeinde Makalondi in der Region von Tillabéri.

Der Index der Regenfälle für die Jahre von 1951 bis 2007 zeigt, wie feucht oder trocken die Regensaison war:

Positive Werte kennzeichnen Jahre mit mehr Regenfällen als im Durchschnitt von 1951 — 2007 und negative Werte Jahre mit weniger Niederschlag. Man sieht, dass die Regenfälle in der Region von Tillabéry — wie auch im übrigen Sahel — ab 1969 weit unter den Durchschnitt fielen; dies hatte fatale Folgen für das Ökosystem.