Österreich

Schmelzende Alpengletscher

Anna Pirpamer, ehemalige Hüttenwirtin des „Brandenburger Hauses“

© Anna Pirpamer

Alpenhütten wie das „Brandenburger Haus“ im Tiroler Ötztal...

© Jakob Abermann

...ermöglichen seit über 100 Jahren die Erforschung der Alpengletscher wie z.B. des Kesselwandferners

© Alpenverein-Museum Innsbruck, OeAV

„Ich bewirtschafte das Brandenburger Haus zwar erst vier Jahre, aber man kann von Jahr zu Jahr große Unterschiede an der Höhe der Gletscher sehen. Viele Berge, Joche und Übergänge, die früher ganz oder größtenteils mit Eis und Schnee bedeckt waren, apern sehr schnell aus, sodass viel loses Geröll zum Vorschein kommt und die Steinschlaggefahr immer mehr zunimmt. Was uns für den Hüttenbetrieb aber die größten Probleme bereiten wird, ist, dass das kleine Eisfeld oberhalb der Hütte in absehbarer Zeit verschwunden sein wird. Von diesem Eisfeld leiten wir das Wasser in die Hütte und gewinnen so unser Trink- und Brauchwasser; es ist die einzige Möglichkeit für uns, Wasser zu bekommen. Wenn es einmal fort ist, werden große bauliche Maßnahmen nötig sein, wieder an Wasser zu kommen; wie das funktionieren soll, ist noch unklar.“

Wissenschaftlicher Hintergrund

Der Kesselwandferner ist gegenwärtig bis zu 140 m dick, 4.400 m lang und fließt 5 bis 90 m pro Jahr von 3.500 m Höhe hinunter auf 2.700 m Höhe. Obwohl er in den oberen Abschnitten immer noch an Masse zunimmt, verliert er insgesamt an Masse, weil er unten schneller schmilzt. Er ist einer von 93 der beobachteten 95 Gletscher in Österreich, die in 2012 schrumpften. In den letzten zehn Jahren verloren der Kesselwandferner und zwei benachbarte Gletscher zusammen pro Jahr fast 15 Mio m³ Eis.

„Schuld an den Rückgängen sind die überdurchschnittlich hohen Temperaturen in den letzten Jahren“, erklärt Dr. Andrea Fischer, Leiterin des Alpenverein-Gletschermessdienstes.

Da die Alpengletscher hauptsächlich im Sommer schmelzen, sind Juli und August die Monate, in denen das schmelzende Gletschereis von besonderer Bedeutung ist: es macht dann bis zu 7 % des Donauwassers in Passau aus.