Ecuador

Gletscherschmelze am Äquator

Olmedo Cayambe, Präsident von CORDTUCH, des kommunalen Tourismusverbandes vom Chimborazo

© Gustavo Tosello / ISA

Der Vulkan Chimborazo, 6268 m

© Felipe Segovia / EcoCiencia

„Früher dienten der Yanacocha-See und der Chaquishkacocha-See den Dorfbewohnern von Tambohuasha als Viehtränke. Aber die Seen sind verschwunden, weil es weniger regnet und wärmer geworden ist. Jetzt müssen sie das Wasser für ihre Tiere mit einer Rohrleitung vom benachbarten Berg Carihuayrazo herbeibringen. In den letzten zehn Jahren muss das Vieh in dem Wild -Reservat des Chimborazo immer höher und höher gehen, um Zugang zu Wasser und Weideland – das vom Wasser abhängig ist – zu haben.
Der letzte „Hielero“ vom Chimborazo
Früher haben die Indigenen oberhalb dieser Seen Eis von den Gletschern des Chimborazo abgebaut – die sogenannten Hieleros (Eismänner) – und an die Stadtbewohner verkauft. Heutzutage gibt es nur noch einen Hielero, Don Baltasar Ushca. Er erzählte mir, dass es früher am Chimborazo ziemlich kalt und regnerisch war und dass der Schnee meist bis hinunter in die Gemeinden liegen blieb; auf 4.000 Metern lag er bis zu 40 cm hoch. Heute beginnt das Eis erst bei 5.500 m Höhe und es gibt keinen Schnee mehr!“

WISSENSCHAFTLICHER HINTERGRUND

Die kleineren Gletscher der Anden — wie jene des Carihuayrazo — unter 5.100 m über dem Meeresspiegel sind im aktuellen Klima völlig aus dem Gleichgewicht geraten: In den letzten 80 Jahren stieg die Temperatur in den tropischen Anden um 0,7 °C; das Ausmaß des Frostes und das Verhältnis von Regen und Schneefall bestimmen, wieweit der Gletscher an der Oberfläche abschmilzt. Derzeit verlieren sie an Eismasse und wenn die aktuellen Bedingungen fortbestehen, werden die Gletscherreste in wenigen Jahren oder spätestens in zwei Jahrzehnten verschwunden sein.

Das Andenvorland von Amazonien: Extreme Klimaschwankungen

Maria Ushca aus Santa Rosa, Kanton Santa Clara in der Provinz Pastaza in Ecuador

© Verónica Angulo, EcoCiencia

Am Oberlauf des Rio Pastaza bei Mera

© Veronica Angulo / EcoCiencia

Wasserfall San Rafael am oberen Rio Coca am Fuße der Anden: Wassermenge zur Trockenzeit im Februar...

© Segundo Chasipanta ✝

...und zur Regenzeit im Juni

© Segundo Chasipanta ✝

„Die Leute hier haben in den letzten Jahren Hochwasser erlebt, die nicht normal für die Wintermonate sind und einige Materialschäden verursachten. Obwohl ein Teil der Brücke von der Gemeinde Santa Clara nach Tena Anfang 2013 beschädigt wurde, wurde das Problem schnell gelöst, da die Behörden eh dabei waren, die viel zu enge Kanalisation zu reparieren.”

WISSENSCHAFTLICHER HINTERGRUND

Der westliche Rand des Amazonasbeckens — auf 600 bis 1.300 m Höhe am östlichen Fuß der Anden — erhält hohe Regenfälle von 3.000 bis 4.500 mm pro Jahr. Bei beständiger Wolkenbedeckung liegen die Temperaturen bei 14 °C bis 24 °C. Die Andenflüsse — so wie der Pastaza und der Coca — führen vulkanische Sedimente mit sich und versorgen damit jedes Jahr das Tiefland Amazoniens. Im Andenvorland gibt es immer deutlichere Veränderungen in der Trocken- und Regenzeit mit extremen Wetterereignissen, weniger Regen und höheren Temperaturen. 2013 herrschte eine starke Dürre, die zu Verlusten beim Maisanbau und folglich zu einer hohen Futtermittelknappheit für Nutztiere führte. Davon betroffen waren 1.000 Haushalte auf niedrigstem Armutsniveau. Diese unnormalen Klimaschwankungen führten zu längeren Trockenzeiten, gefolgt von Starkregen, die Erdrutsche, Überschwemmungen und Schäden an der Infrastruktur und den Ernten verursachten, die Sicherheit der Menschen und die Regenwälder Amazoniens bedrohten.